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Old but gold: Part 1

Mehrhundehaltung unterschiedlicher Rassen

Schon bevor dieser eigene Blog von und über uns entstand, schrieb ich für einen anderen Blog zwei Gastbeiträge, was gut ankam, mir Spaß machte und mich so motivierte, diesen Blog ins Leben zu rufen.

Hier in diesem Text geht es allgemein über Mehrhundehaltung und er ist noch aus der Zeit, als Leo nicht dabei war. Habt Freude beim Lesen unseres ersten Textes

Drei mal Wuff! Drei Mal mehr Arbeit?

Wir hören sehr oft, dass es ja „so viel Arbeit“ ist mit mehreren Hunden. Natürlich macht es der Umstand nicht einfacher, dass mehr Pfoten rumwuseln und Aufmerksamkeit wollen und versorgt werden wollen (auch finanziell) und es gibt tatsächlich einige logistische Herausforderungen, die ich versuche euch hier aufzuzeigen. Man entscheidet sich aber hoffentlich bewusst für einen weiteren Hund und wenn ein Hund versorgt wird, können es meiner Meinung nach auch zwei oder drei! 

Gassi gehen zu viert: Freilauf und Stadtpark an der Leine

Ich erzähle hier zu Anfang von der (für uns) größten Herausforderung: das mit allen drei Hunden raus gehen und meistens auch alleine als Mensch (mein Mann und ich arbeiten zeitversetzt, da ist man öfters alleine mit den Hunden unterwegs). Unsere drei lieben es draußen zu sein und Abenteuer zu erleben! Mia hat unendlich Power und das leider auch an der Leine. Wir versuchen zu variieren mit den Runden und der Dauer und der Anforderung. Zum Beispiel eine mittelgroße Runde von 30 Minuten im Stadtpark an der Leine schaffe ich mittlerweile sehr gut alleine und es macht auch riesig Spaß, den Trainingserfolg zu ernten. Ich baue hier kleine Übungen ein und laufe ein gemächliches Tempo, denn wenn zu viel Dynamik reinkommt, bin auch ich mit knapp 70 Kilo überfordert an der Leine… 

Für eine große Runde ohne Leine suchen wir uns dann Orte aus zu denen wir mit dem Auto fahren und wo wir unsere Ruhe haben. Zu dritt im Freilauf ist es doch nicht so easy peasy… Bruno fordert Mia bullylike zum wilden Spielen auf und Mia rennt vor und zurück. Sie hatte aber immer einen hohen Will to please und so war es ein einfaches, den Rückruf zu festigen und ihn wirklich sehr gut auszubauen. Bruno und Lui orientieren sich an Mia und so klappt der Rückruf auch jedes Mal besser. 

Eine Variante ist auch, dass einer der drei an der Schleppleine und so kontrollierbarer bleibt. Wenn man mein Mann dabei sind, wir also alle fünf auf Achse gehen, ist es nicht so hektisch und er schaut auf „seinem“ Hund Bruno, der dann plötzlich auf Herrchen wie ein Wunder super hört! Lui ist übrigens nach einer kurzen Sturm und Drang Zeit in der Pubertät mit 8-9 Monaten auch sehr gehorsam und hält einen kleinen Radius ein. 

Individuelle (Rasse-) Bedürfnisse

Wie ihr bestimmt schon vermutet, haben alle unsere Hunde andere Bedürfnisse und Anforderungen, allein auf die Veranlagung und Genetik bezogen. Mia als Jagdhundmix merkt man das Feuer im Hintern sofort an, Lui ist ein kleiner Nervzwerg und Bruno ist ein riesen Schmusebär und Balljunkie. Mia mag fremde Hund erstmal nicht so, Lui will immer freudig  Hallooo sagen und Bruno verzehrt sich nach menschlicher Aufmerksamkeit und Streicheleinheiten. Mia ist ein Powerpaket, Lui will grossspurig überall mitmischen und Bruno rempelt gerne mal alle anderen Hunde um. Ihr merkt, es wird nicht langweilig… 

Wir wollen aber allen gerecht werden und so gibt es ausgewählte Quality Time und Einzelrunden mit den Hunden. Vom Prinzip her ist Bruno auch der Hund meines Mannes und die beiden anderen meine. Damit passt es ganz gut, denn Bruno liebt auch die Kumpels meines Mannes und wenn die zu Besuch sind, dann hilft kein gutes Zureden, dann muss man nicht Gassi gehen! Mia und Lui ganz anders, da baue ich gerne Suchspiele und Nasenarbeit und verschiedene Übungen auf den Spaziergang ein, zu dem ich auch gerne mit dem Auto fahre. 

Unsere Hunde können kaum Tricks. Nicht, weil sie es nicht wollen oder können, sondern weil wir viel gemeinsam üben und der Schwerpunkt unseres Training die Alltagstauglichkeit ist. Setze ich Mia und Lui ab, um Bruno zu rufen, ist Sitz Sitz und es wird nicht kurz mal der Popo gehoben. Das Ganze probiere ich im reizarmen Setting gerne zu Hause aus und verfestige es. 

Unsere Hausregeln

A propos zu Hause: Hier gibt es Hausregeln. Ruhe halten und nicht wie ein Kontroletti durch die Wohnung verfolgen, gehört dazu und ist uns das wichtigste. Mittlerweile wird das gut akzeptiert und wenn wir auf der Couch sitzen, ist sowieso ruhen für die Hunde angesagt. Ein kleiner Beller von Mia, wenn sie doch was im Treppenhaus unseres Mehrfamilienhauses hört, ist erlaubt, aber reinsteigern nicht. Da schicke ich die Madame auch auf ihren Platz und das so lange, bis ich zufrieden bin, wie sich Mia beruhigt hat. 

Gefressen wird bei uns gemeinsam zur gleichen Zeit. Wir barfen die Hunde und das wird zwei Mal am Tag zubereitet. Mia und Bruno haben ihre Futterbar im Badezimmer und Lui frisst in der Küche, weil er langsamer frisst und ich kontrollieren möchte, was er frisst (da wird schonmal das Gemüse aussortiert…) und Mia zum „klauen“ neigt. Die Regel ist hier folgende: Ist ein Hund fertig mit fressen und verlässt seinen Napf, darf dieser ausgeschleckt werden von den anderen. Wir haben damit bisher gute Erfahrungen gemacht. 

Das Thema Ressourcenverteidigung ist natürlich auch signifikant mit einer Hundegruppe zu Hause (ich sage übrigens bewusst nicht Rudel, denn ein Rudel wären verwandte Hunde oder Wölfe). Ich handhabe es so, dass ich Ressourcen wie Futter oder Kausachen verteile, verwalte und darüber entscheide, wer was bekommt. Bei Kausachen ist das meist eine Herausforderung, weil Klein Lui viel langsamer kaut und die anderen Großen dann anfangen um ihn herum zu schleichen. Ist aber nicht! Hier ist es für mich auch wichtig, dass Lui sich (in dem Fall) die Kausache aus dem Maul nehmen lässt, damit ich sie verwalte und vielleicht an einem anderen Ort in der Wohnung oder später gebe. Ich weiß, hier gehen die Meinungen auseinander. In der ganz frühen Welpenzeit hat Lui viel Kleinzeug umher getragen,  was nicht für Hunde war und da habe ich ihm immer einen Tausch mit einem Spielzeug angeboten. Das klappte wunderbar. 

Wenn es mal wild wird… (Abbruchsignal und Umlenken)

Das hört sich jetzt harmonischer und ruhiger und einfacher an, als es ist. Es ist ein konstantes Training und Erziehen und dran bleiben, denn Erfolge feiert man nur nach getaner Arbeit. Mia würde so gerne die Haus- und Hundegruppenherrschaft übernehmen und am liebsten noch den Stadtpark kontrollieren und alle Hunde, die schneller als sie rennen, massregeln. Bruno würde gerne alle Menschen in Esslingen begrüßen und hochspringen, ob die es wollen oder nicht. Und Lui ist gerade jetzt im Frühling sehr hormongesteuert und macht sich bei Hundebegegnungen oft groß und springt selbst bei großen Rüden unerschrocken hoch. 

Uns hilft da ein Abbruchsignal, besonders wenn die drei Chaoten meinen, eine große Pawty im Wohnzimmer auf der Couch zu feiern… Das trauen sie sich meistens bei mir, wenn mein Mann nicht zu Hause ist und geben Vollgas.  Hier war ich oft überfordert, doch unser Weg beinhaltet ein gewisses Dulden von einem zeitlich begrenzen Spiel, das nicht zu wild wird.  Wenn doch, dann das Abbruchsignal „Schluss“ (das vorher auch aufgebaut wurde), und für Bruno funktioniert gut ein Umlenken, wenn er gerade vor allem Mia mit wildem Bully-Umrempeln bedrängt. Ich schnappe mir sein Riesen Zergel und damit darf er so wild sein, wie er möchte. 

Das gemeinsame im Vordergrund und die Unterschiede im Blick

Mein persönliches Fazit zur Mehrhundehaltung ist also: Drei Mal mehr Freude, drei Mal mehr Liebe und null Langeweile! Wenn man sieht, wie die drei zusammenhalten und zusammen knuddeln und sich gegenseitig freudig begrüßen, selbst nach einer kleinen Einzelrunde, dann weiß man,  was ich meine. 

Es erfordert trotzdem stets ein Vorausschauen, eine gute Logistik, ein Wollen und eine einheitliche Konsequenz aller Familienmitglieder.  

Wenn das gemeinsame im Vordergrund steht und die Unterschiede im Blick gehalten werden, spricht einem wunderbaren Groß-Hund-Mensch-Team nichts im Wege! 

Von pusteblumig Vroni Hoffmann

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